Incoterms – Die weltweit anerkannten Vertrags- und Lieferbedingungen

International Commercial Terms„, auch im Deutschen als „internationale Handelsklauseln“ bekannt, sind eine Reihe von standardisierten Handelsbedingungen, die von der internationalen Handelskammer (ICC) entwickelt wurden, um die Bedingungen für den internationalen Handel zu definieren. Sie legen fest, wer welche Kosten und Risiken während des Transportprozesses trägt und welche Aufgaben jeder der beteiligten Parteien übernimmt.

Wer ist ICC Germany?

ICC Germany e.V. ist ein deutsches Nationalkomitee der internationalen Handelskammer, dessen Sitz in Berlin ist. Die Abkürzung ICC ergibt sich aus dem englischen und bedeutet: „International Chamber of Commerce“. Dieser Verbund setzt sich aus Wirtschaftsverbände, Unternehmen sowie Industrie- und Handelskammern zusammen.

Die Aufgaben der ICC sind es, den Welthandel zu fördern und die Prinzipien der freien Marktwirtschaft, des freien Handels und des freien Unternehmertums sicherzustellen.

Was sind Incoterms?

Incoterms sind weltweit anerkannte Vertrags- und Lieferbedingungen, die den Parteien eines Kaufvertrags eine einheitliche und standardisierte Abwicklung von Handelsgeschäften ermöglichen.

Sie haben die Aufgabe, die Kostenverteilung, den Gefahrenübergang und die Sorgfaltspflichten festzulegen. Durch die Verwendung von Incoterms werden die gegenseitigen Verpflichtungen klar geregelt, wodurch Missverständnisse vermindern werden können. Rechtsfragen wie beispielsweise der Vertragsabschluss, die Eigentumsübertragung, die Zahlungsabwicklung oder die Rechtsfolgen von Vertragsbrüchen werden hingegen nicht geregelt. Maßgeblich hierfür sind die kaufvertraglichen Bestimmungen oder das dem Vertrag zugrundeliegende Recht.

Warum gibt es verschiedene Incoterms-Versionen?

Seit der Einführung im Jahre 1936 werden die Incoterms alle zehn Jahre überarbeitet, zuletzt im Januar 2020. Grundsätzlich werden die Incoterms regelmäßig an die sich kontinuierlich ändernden Handelspraktiken angepasst. Bei den neuen Incoterms 2020 werden die veränderten Anforderungen in Bezug auf die Finanzierung und dem Versicherungsschutz sowie die gestiegenen Sicherheitsanforderungen berücksichtigt. Detaillierte Einführungen zu den Klauseln, zusätzliche Illustrationen und Erläuterungen erleichtern den Nutzenden die richtige Auswahl.

Im Vergleich zu den Incoterms von 2010 wurden 2020 einige Änderungen vorgenommen, darunter auch bedeutende Anpassungen.

Besonders erwähnenswert ist die Streichung der Klausel DAT („Delivered At Terminal“). Diese wurde durch die Optionen DPU („Delivered At Place, unloaded“) oder die neu eingeführte Klausel DAP(„Delivered At Place“) ersetzt.

Zu den wichtigen Änderungen gehören auch unterschiedliche Deckungshöhen in den Klauseln CIF und CIP sowie die Integration sicherheitsbezogener Anforderungen.

Die Incoterms-Klauseln.

Insgesamt gibt es elf Incoterms, die in vier Kategorien unterteilt sind. Jeder Incoterm legt fest, an welchem Punkt die Verantwortung für die Warenübergabe von dem Verkäufer oder der Verkäuferin auf den Käufer bzw. die Käuferin übergeht und wer für den Transport, die Versicherung, die Verzollung und andere damit verbundene Kosten verantwortlich ist.

Die Incoterms lassen sich in zwei Arten des Transports aufteilen. Es gibt Klauseln, die für jede Art des Transportmittels gelten (EXW, FCA, CTP, CIP, DPU, DAP, DDP), sowie Klauseln, die nur für den Schiffstransport und/oder den Binnenschiffstransport gelten (FAS,FOB, CFR, CIF).

Kurzübersicht der einzelnen Klauseln: 

E-Klausel / E-Gruppe – Abholklausel: 

– EXW Ex Works = ab Werk benannter Ort

F-Klausel / F-Gruppe – Absendeklauseln: 

– FCA Free Carrier = frei Frachtführer benannter Ort

– FAS Free alongside Ship = frei Längsseite Schiff benannter Verschiffungshafen

– FOB Free on Board = frei an Bord benannter Verschiffungshafen

C-Klausel / C-Gruppe – Absendeklauseln

– CPT Carriage paid to = Frachtfrei benannter Bestimmungsort

– CIP Carriage and Insurance paid to = Frachtfrei versichert bisvereinbarten Bestimmungsort

– CFR Cost and Freight = Kosten und Fracht benannter Bestimmungshafen

– CIF Cost, Insurance and Freight = Kosten und Fracht  benannter Bestimmungshafen

D-Klausel / D-Gruppe – Ankunftsklauseln

– DAP Delivered At Place = geliefert benannter Bestimmungsort 

– DPU Delivered at Place unloaded = geliefert benannter Bestimmungsort entladen

– DDP Delivered Duty Paid = geliefert verzollt benannter Bestimmungsort

Was bedeutet die E-Klausel?

Die E-Klausel ist in den Incoterms eine spezifische Kategorie von Lieferbedingungen, die den minimalsten Verpflichtungsgrad für den Verkäufer oder für die Verkäuferin vorsieht. Die bekannteste Klausel dieser Kategorie ist EXW (Ex Works bzw. ab Werk), die besagt, dass der Verkäufer die Ware auf seinem Gelände zur Verfügung stellt. Der Käufer trägt dabei die volle Verantwortung und die gesamten Kosten für den Transport der Ware vom Gelände des Verkäufers bis zum Zielort. Im Rahmen der E-Klausel muss der Käufer bzw. die Käuferin sich nicht nur um die Abholung der Ware kümmern, sondern auch um alle weiteren Schritte wie Verladung, Transport, Export- und Importformalitäten sowie alle damit verbundenen Kosten und Risiken. Dies macht die E-Klausel besonders attraktiv für Verkäufer oder Verkäuferinnen, da sie das geringste Risiko und den geringsten Aufwand für diese bedeutet, während der Käufer bzw. die Käuferin ein Höchstmaß an Verantwortung übernimmt.

Was beinhaltet die F-Klausel?

FCA, oder auch „Free Carrier“ bzw. „Frei Frachtführer“ ist einer der elf Incoterms. Bei dieser Klausel übernimmt der Verkäufer oder die Verkäuferin alle Kosten, Risiken und Verantwortungen, bis die Ware am benannten Ort exportfähig einem Frachtführer bzw. einer Frachtführerin übergeben wurde. Anschließend gehen die Verpflichtungen auf den Käufer oder auf die Käuferin über.

FAS („Free alongside Ship“) und FOB („Free on Board“) sind ebenfalls Klauseln im internationalen Handel, die den Zeitpunkt und Ort definieren, an dem die Verantwortung sowie die Kosten für den Transport auf den Käufer oder auf die Käuferin übergehen. FAS bedeutet, dass der Verkäufer bzw. die Verkäuferin die Ware neben das Schiff im benannten Verschiffungshafen liefert. Ab diesem Punkt trägt der Käufer oder die Käuferin die Verantwortung sowie die Kosten und Risiken des Transports.

FOB bedeutet, dass der Verkäufer oder die Verkäuferin die Verantwortung für die Ware, bis sie an Bord des Schiffs im benannten Verschiffungshafen geladen wird. Von diesem Zeitpunkt an gehen die Kosten und Risiken auf den Käufer bzw. auf die Käuferin über.

Aus was setzt sich die C-Klausel zusammen?

Unter der CIF-Klausel („Cost, Insurance and Freight“), die hauptsächlich im Seegüterhandel verwendet wird, beinhalten die Incoterms 2020 eine Mindestversicherungssumme nach den Institute Cargo Clauses oder einer gleichwertigen Versicherung. Natürlich können die Parteien einen höheren Versicherungsschutz vereinbaren können. Im Gegensatz dazu fordert die CIP-Klausel („Carriage and Insurance“) standardmäßig die maximale Deckung gemäß den Institute Cargo Clauses.

Bei „Carriage paid to“ (CPT)-Klausel besagt, dass der Verkäufer oder die Verkäuferin die Transportkosten der Ware bis zum benannten Bestimmungshafen. Sobald die Ware dort ankommt, geht die Verantwortung auf den Käufer bzw. auf die Käuferin über.

Bei der CFR-Klausel („Cost and Freight“) trägt der Verkäufer bzw. die Verkäuferin die Kosten für den Transport der Ware bis zum benannten Bestimmungshafen. Die Verantwortung für die Ware geht jedoch bereits am Ladehafen auf den Käufer oder auf die Käuferin über. Ab diesem Zeitpunkt ist diese Partei für die Versicherung während des Transports verantwortlich.

Was ist die D-Klausel?

Die Abkürzung DAP steht für „Delivered At Place“. Hierbei übernimmt der Verkäufer bzw. die Verkäuferin die Verantwortung dafür, dass die Ware auf dem Transportmittel am vereinbarten Zielort bereitgestellt wird. Alle Risiken, die während des Transports bis zu diesem Punkt entstehen, trägt ebenfalls der Verkäufer oder die Verkäuferin. Steuerliche Aspekte und die Versicherung sind jedoch in der Regel Sache des Käufers oder der Käuferin.

Bei der DDP-Klausel („Delivered Duty Paid“) sorgt der Verkäufer oder die Verkäuferin dafür, dass die Ware nicht nur am Zielort ankommt und entladefertig ist, sondern auch bereits alle Zollformalitäten erledigt sind. Der Verkäufer bzw. die Verkäuferin trägt somit alle Kosten und Risiken, die bis zur Lieferung der Ware am Bestimmungsort entstehen, einschließlich Steuern und Versicherungskosten. Diese Klausel bedeutet die größtmögliche Verpflichtung für den Verkäufer oder für die Verkäuferin.

DPU bedeutet „Delivered at Place unloaded“. Diese Klausel bedeutet, dass der Verkäufer oder die Verkäuferin die Verantwortung für die Ware trägt, bis sie am benannten Bestimmungsort entladen wurde. Der Verkäufer bzw. die Verkäuferin ist dafür verantwortlich, die Ware zum vereinbarten Bestimmungsort zu transportieren und dort zu entladen. Ab diesem Zeitpunkt trägt der Käufer oder die Käuferin die Verantwortung für die Ware und die Kosten und Risiken des weiteren Transports.

Es ist wichtig, die richtigen Incoterms für jede Transaktion auszuwählen, da sie direkte Auswirkungen auf die Kosten, die Risikoverteilung und die Effizienz des Handels haben können. Unternehmen sollten sich daher mit den verschiedenen Incoterms vertraut machen und diese entsprechend ihren Bedürfnissen und Prioritäten auswählen, um einen reibungslosen und effektiven internationalen Handel zu gewährleisten.

Warum sind die Incoterms wichtig?

  1. Klarheit und Einheitlichkeit: Die Incoterms bieten klare Definitionen und Richtlinien für den internationalen Handel. Dies hilft, Missverständnisse und Streitigkeiten zwischen den Parteien zu vermeiden, indem sie einheitliche Bedingungen für den Warentransport festlegen.
  2. Anpassung an die aktuellen Handelspraktiken: Mit jeder Aktualisierung der Incoterms werden Änderungen vorgenommen, um den sich verändernden Anforderungen und Praktiken im internationalen Geschäft gerecht zu werden. Dies gewährleistet, dass die Incoterms mit den aktuellen Geschäftsrealitäten Schritt halten.
  3. Risikoverteilung und Kostenkontrolle: Die richtige Anwendung der Incoterms ermöglicht es den Parteien, die Verantwortlichkeiten und Kosten für den Transport der Ware klar zu verteilen. Dies hilft beiden Seiten, ihre Risiken zu minimieren und ihre Kosten besser zu kontrollieren.
  4. Internationale Akzeptanz: Da die Incoterms von der Internationalen Handelskammer entwickelt wurden und international anerkannt sind, erleichtern sie den Handel über Ländergrenzen hinweg. Sie bieten einen gemeinsamen Rahmen, der es Unternehmen aus verschiedenen Ländern ermöglicht, miteinander zu handeln, ohne dass sie sich mit unterschiedlichen rechtlichen und kommerziellen Bedingungen auseinandersetzen müssen.
  5. Effizienzsteigerung: Durch die Verwendung standardisierter Handelsbedingungen können Unternehmen ihre Geschäftsprozesse optimieren und die Effizienz ihres internationalen Geschäfts verbessern. Dies führt zu schnelleren Transaktionen und geringeren Kosten.

Incoterms – bei Koch International

Auch für Koch International, als Speditions -und Logistikunternehmen, sind Incoterms nicht wegzudenken. Sie sind definitiv ein Must-have für alle. Incoterm-Klauseln ermöglichen einen klaren, verständlichen und transparenten Standard für den Übergang der Kosten und Gefahren sowohl im nationalen als auch im internationalen Handelsgeschäften. Wichtig ist, die Änderungen zu beachten und sich ausdrücklich zu informieren, da z.B. die vergangenen Incoterms 2010 nicht vollständig außer Kraft getreten sind und teils noch Wirksamkeit haben.

22.05.2024 Koch International

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